Brechen gestern

Die Geschichte der drei Ortsteile Niederbrechen, Oberbrechen und Werschau reicht weit in die Vergangenheit zurück. Eine ausführliche Darstellung, die den unterschiedlichen Facetten der geschichtlichen Entwicklung der Orte und ihrer Bewohner Rechnung trägt, enthalten die Heimatkundebücher (Karl Müller: "Brachina, Brechen, Stadt Brechen, Niederbrechen" 1967; Hellmuth Gensicke und Egon Eichhorn: "Geschichte von Oberbrechen" 1975; Hellmuth Gensicke: "750 Jahre Werschau. Aus der Geschichte von Werschau" 1985).

Verschiedene Ausgrabungsfunde, die der "Michelsberger Kultur" zugeordnet werden, belegen eine Besiedelung des Gemeindegebiets bereits in der jüngeren Steinzeit (3000 - 1800 v. Chr.). Funde auf dem Gebiet Oberbrechens weisen auf die Hallstattzeit (500 v. Chr.) hin. Neuere Grabungen lassen vermuten, dass es sich bei der in einem Waldstück östlich von Oberbrechen gelegenen "Alteburg" um ein befestigtes römisches Lager handeln könnte. Vor und nach der Völkerwanderung ist unsere Heimatregion für lange Zeit Durchgangsgebiet verschiedener germanischer Stämme. Im 6. Jahrhundert siedeln sich die Franken hier an, wobei fränkische Königshöfe (Frankenhöfe) entstehen, die in den Besitz adliger Familien gelangen.

 

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OnlineChronikBrechen, der vom Arbeitskreis Historisches Brechen realisierten und betreuten Chronik- und Ereignis-Datenbank zur Geschichte und Gegenwart der Gemeinde Brechen mit z.Zt. rund 30.000 Ereignissen und rund 500 Themenbeiträgen.

Urkundliche Erwähnung

Die erste urkundliche Erwähnung finden Nieder- und Oberbrechen unter dem Namen "Brachina" in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch, datiert auf den 12.08.772. Darin wird festgehalten, dass die Edle Rachild aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der Rupertiner Güter in Brachina und anderen Orten des Lahngaus dem Kloster Lorsch schenkt. 784 wird Brachina (das Wort ist keltischer Herkunft und bedeutet "An der Berglehne") in einem Verzeichnis der zum Kloster Lorsch gehörenden Güter abermals erwähnt.

In der Folgezeit geht der Ort in das Eigentum der Abtei St. Maximin in Trier über. 893 bestätigt König Arnulf (877-899) der Trierer Abtei den Besitz von "Prichna", womit jetzt Niederbrechen gemeint ist. 910 schenkt König Ludwig das Kind (900-911) den Fronhof "Brichene" (= Oberbrechen) mit der Kirche zu Bergen dem Konradiner Gaugrafen Konrad dem Weisen, auch als Konrad Kurzbold bekannt.

962 und in späteren kaiserlichen und päpstlichen Schriftstücken ist von einem "Hof Prichena" bzw. "Prichina" (Niederbrechen) die Rede, der vom Kloster St. Maximin zwischenzeitlich an die Grafen von Molsberg zum Lehen gegeben wird. 1023 ist ein Burghaus nachgewiesen; der Ort wird jetzt als "Burg Brechen" bezeichnet.
Während die Erzbischöfe von Trier bereits im 9. Jahrhundert im Archidiakonat Dietkirchen die geistliche Macht über den Limburger Raum ausüben, versuchen sie in den nachfolgenden Jahrhunderten als Kurfürsten die weltliche Macht in der Region zu erringen. Im Rahmen der Ausdehnung des Kurfürstentums Trier kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Molsbergern, in deren Verlauf die Burg in Niederbrechen 1320 von Balduin, Kurfürst und Erzbischof zu Trier, zerstört wird.
1353 verpfänden die Molsberger Teile von Niederbrechen an Kurtrier, 1366 geht die Herrschaft Molsberg mit Niederbrechen an das Kurfürstentum Trier über; die letzten Rechte an Niederbrechen erwerben die Kurtrierer 1369.
Um seinen neuen Besitz zu schützen, erwirbt Kurfürst Cuno von Falkenstein 1363 von Kaiser Karl IV die Stadtrechte für "Brechen bei Vilmar" (Niederbrechen); die Verleihungsurkunde datiert auf den 15.01.1363. In den Jahren 1367 bis 1379 wird die Stadt mit einer Ringmauer, sieben Türmen, drei Toren, Wall und Gräben umgeben; Teile dieser Stadtmauer und der Gefangenenturm sind bis heute erhalten geblieben.

Schenkungsurkunde von König Ludwig

1053 schenkt Kaiser Heinrich III. der Abtei St. Eucharius (St. Matthias) bei Trier den Hof Villmar mit Zubehör, darunter wohl auch Kirche und Zehnten zu Oberbrechen. 1129 gehört der Fronhof Oberbrechen zur Grundherrschaft des Stifts Limburg; 1148 wiederum bestätigt Papst Eugen III der Abtei St. Eucharius die Kirche. 1322 gehört "Overenbrechene" (= Oberbrechen) als Lehen zur Herrschaft Limburg. 1344 wird der Ort zur Hälfte an das Kurfürstentum Trier verpfändet; 1420 fällt ganz Oberbrechen - zusammen mit der Herrschaft Limburg - in den Besitz der Kurtrierer.

Eine Kirche zu Bergen wird in der Schenkungsurkunde von König Ludwig dem Kind bereits 910 erwähnt, dürfte aber als Taufkirche für den Südteil des Niederlahngaus schon früher bestanden haben. Die Kirche zu Bergen ist Mutterkirche vieler umliegender Orte, u. a. auch für Werschau. Der Ortsname Bergen taucht 1129 erstmals als Fronhof "Berge" in einem Schreiben des Erzbischofs Adalbert von Mainz auf. Mit der Herrschaft Limburg fällt Bergen später an Kurtrier.
1354 ist der Ort noch bewohnt, doch mit der Erlangung der Stadtrechte ziehen die Bewohner in das sicherere Niederbrechen, von wo aus sie ihre Äcker und Wiesen bestellen; um 1490 ist Bergen verwaist. Während die Gemarkung Bergens zur Gemarkung Niederbrechen kommt, bleibt die Kirche bis zur Reformation 1570 weiterhin Mutterkirche für Werschau.

1235 wird Werschau als "Werse" erstmals erwähnt, bestand aber ohne Zweifel schon früher. Die Namensgebung ändert sich auch hier im Verlauf der Jahrhunderte und hat sich wohl erst nach 1736 in der jetzigen Form verfestigt; die Namensdeutung wird heute mit "in der Au am Wörsbach" erklärt. Beim Verkauf von Grundstücken siegeln zu Beginn des 14. Jahrhunderts noch die Grafen von Diez als Landesherren; später ist Werschau im Besitz der Herrschaft Limburg und fällt mit dieser 1420 in den Besitz Kurtriers.

Bergen - Wallfahrtskirche

Bereits 1426 müssen die Kurtrierer unter Kurfürst Graf Otto von Ziegenhain die gewonnenen Herrschaften Limburg und Molsberg (und damit die Rechte in den Orten Niederbrechen, Oberbrechen und Werschau) verpfänden, u. a. zur Hälfte an die Landgrafen von Hessen. Damit beginnt eine zweihundertjährige, vielschichtige und unübersichtliche Pfandherrschaft, in dessen Verlauf die Rechte und Einkünfte immer wieder neu verpfändet und unterverpfändet werden.
Die Bewohner haben gleich mehrere Herren über sich und müssen ihren Zehnten unterschiedlichen Herrschaften abtreten. Da Kurtrier sich alle kirchlichen Angelegenheiten vorbehalten hat, behalten Niederbrechen, Oberbrechen und Werschau während der Reformationszeit den katholischen Glauben ganz im Gegensatz zu den Bewohnern von Nauheim und Neesbach, die zwar wie Werschau zur Mutterkirche Bergen gehören, politisch aber dem Grafen von Diez unterstehen und mit diesem protestantisch werden. Die Berger Kirche verliert damit 1571 endgültig ihre Rolle als Mutterkirche und wird Friedhofskirche für Werschau. Ihre besondere Rolle für ihre Umgebung nimmt sie allerdings weiterhin als eine dem St. Georg geweihte Wallfahrtskirche wahr und wird in dieser Funktion u. a. 1586, 1652 und 1657 erwähnt. Die Pfarreigemeinde Werschau selbst wird von 1571 bis 1711 der Pfarrei zu Niederbrechen zugeordnet ehe sie eine selbständige Pfarrei wird.
1624 gelingt es Trier die verpfändeten Rechte und Besitztümer einzulösen und alle drei Orte verbleiben innerhalb des Amtes Limburg beim Kurfürstentum Trier.

Der 30-jährige Krieg (1618-1648) hinterlässt auch in Niederbrechen, Oberbrechen und Werschau tief greifende Spuren; so brandschatzen z.B. die Schweden 1632 Niederbrechen, wobei ein Großteil des Ortes ein Raub der Flammen wird.

1802 erhält das Fürstentum Nassau-Weilburg als Entschädigung für die verloren gegangenen linksrheinischen Gebiete den Besitz des kurtrierischen Amtes Limburg. Nach der Vereinigung mit dem Fürstentum Nassau-Usingen zum neuen Herzogtum Nassau im Jahre 1806 sind die Einwohner von Niederbrechen, Oberbrechen und Werschau nunmehr "Nassauer".

1866 erfolgt die Annektion Nassaus ins Königreich Preußen und ein Jahr später die Auflösung der alten Ämter und die Bildung von Landkreisen. Aus dem ehemaligen Amt Limburg wird der Unterlahnkreis mit Diez als Kreisstadt. Mit dem Königreich Preußen gelangen die drei Orte 1871 ins neu geschaffene deutsche Kaiserreich. 1886 wird der Kreis Limburg aus den ehemaligen Ämtern Limburg und Hadamar sowie Teilen des Amtes Idstein (Camberg und Selters) gebildet. In dieser politischen Regionaleinbindung erleben die Einwohner von Niederbrechen, Oberbrechen und Werschau die politischen, gesellschaftlichen und technologischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts. Im Zuge der hessischen Gebietsreform schließen sich 1971 Niederbrechen und Werschau zur Gemeinde Brechen zusammen, zu der am 1. Juli 1974 Oberbrechen hinzukommt. Im selben Jahr schließen sich auch der Kreis Limburg und der Oberlahnkreis zum Kreis Limburg-Weilburg zusammen.

Bildband Brechen in alten Ansichten

Unter diesem Titel hat die Gemeinde Brechen im Jahr 2005 gemeinsam mit dem Gemeindearchiv einen Bildband herausgegeben.

Auf mehr als 70 Seiten lädt er zu einer Reise in die Vergangenheit der drei Ortsteile ein.

Die rund 150 Aufnahmen/ Fotos stammen aus den Jahren 1890 bis etwa 1945/50. Sie zeigen Momentaufnahmen aus dem alltäglichen und geselligen Familien-, Dorf- und Vereinsleben.

Sie führen in ansprechender Weise vor Augen, wie die Menschen damals gelebt haben, welche Bezüge sie zur Arbeit und Natur, aber auch zum Sport, zur Kultur und zum Glauben hatten. Sie stellen Dokumente der stark christlich und landwirtschaftlich geprägten Vergangenheit dar.

Der Bildband kann im Rathaus, Bürgerbüro, oder bei den Büchereien zum Preis von 10,- € käuflich erworben werden.