Eine Brücke mit Geschichte musste weichen

Ein besonderes Ereignis war es, als der erste große Bagger 1938 durch die Wörsbachfurt kam, um beim Neubau der Autobahn mitzuarbeiten.

Bei Vereinsjubiläen begrüßte eine Eingangspforte die Festgäste.

Durch die Regulierung des Wörsbachs nach dem Krieg konnte die Hochwassergefahr im Unterdorf weitgehend gebannt werden.

Nassauische Neue Presse vom 18.04.2017

Anfang vergangener Woche wurde die alte Werschauer Wörsbachbrücke abgerissen, da sie die heutigen Verkehrslasten nicht mehr aufnehmen konnte. Mit der Geschichte der Brücke befasste sich jetzt der Werschauer Gesprächskreis.

Brechen-Werschau. Bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1235 lag Werschau an der Hohen Straße – der bedeutenden Handelsstraße von den Niederlanden über Köln und Frankfurt nach Süddeutschland. Von der alten Fernstraße (Hühnerstraße) nach Mainz gab es eine Querverbindung durch das Dorf Werschau, die auch fremde Fuhrleute gelegentlich als Zufahrt zur Hohen Straße nach Frankfurt benutzten. Spätestens 1359 bestand eine Ortsbefestigung aus Zäunen und Hecken. Diese Einfriedung wies auch eine Pforte am Wörsbach auf, an der die jeweiligen Landesherren bis ins 16. Jahrhundert hinein Zoll erhoben.

Nur ein Fußsteg

Vom Dorf aus gab es 1806 nur einen Fußsteg über den Wörsbach und, etwas unterhalb von diesem, einen Fuhrweg durch eine Furt im Bach zum Feld über dem Wörsbach. Dort standen damals noch keine Häuser. Im Zuge der Anbindung von Werschau an die neu gebaute Chaussee von Niederbrechen nach Kirberg wurde 1883/84 die Wörsbachbrücke neu gebaut. Sechs Stahlträger auf einem Mittelpfeiler bildeten mit einem aus Ziegelsteinen gemauerten Tonnengewölbe eine tragfähige Konstruktion. Von diesem Zeitpunkt an wurden auch auf der anderen Seite des Wörsbachs Häuser gebaut. Durch die Regulierung des Wörsbachs in den Nachkriegsjahren konnte die Hochwassergefahr im Unterdorf weitgehend gebannt werden.

1962 ermöglichte eine Erneuerung der Fahrbahndecke mit Stahlbeton die Erhöhung der Verkehrslast. Danach konnten Baustellenfahrzeuge auch über Werschau an die Raststätte an der (noch zweispurigen) A 3 fahren. Ein 1975 gebauter Fußgängersteg erhöhte die Sicherheit der Fußgänger und beseitigte einen verkehrstechnischen Engpass.

Eine spürbare Entlastung des Verkehrs über die alte Brücke ermöglichte nach mehr als zehnjähriger Beratung und Planung die 2003 eröffnete zweite Anbindung.

Ende 2015 zwangen sichtbare Bauschäden die Gemeinde dazu, die zulässige Brückenlast der Wörsbachbrücke auf 3,5 Tonnen herab zusetzten.

Gefördert vom Land

Bedingt unter anderem durch Fördermittel des Landes war die Gemeinde nun in der Lage, diese für Werschau bedeutende Maßnahme des Brückenneubaus in Angriff zu nehmen.

Neben der Freude über dieses Vorhaben gibt es natürlich auch etwas Wehmut im Ort: musste doch auch die weit über 100 Jahre alte Kastanie an der Brücke für die Bauarbeiten weichen. Damit verliert Werschau ein markantes Wahrzeichen. (nnp)