Haltbare Markierungen und bessere Schilder sollen parkplatzsuchende Autofahrer führen

Bürgermeister Frank Groos und Verkehrsplanerin Karin Weber diskutierten in einem weiteren Workshop.

Nach dem Workshop zur Parkraum-Problematik im Frühjahr präsentierte Verkehrsplanerin Karin Weber auf Einladung der Stadt Brechen Lösungsansätze.

Nassauische Neue Presse vom 22.08.2018 von Gertrud Brendgen

Brechen. Unruhen über den ruhenden Verkehr häufen sich allerorten. Auch in Brechen gehört die Parkraumproblematik zu den meist diskutierten Themen in der Gemeinde. Das Thema beschäftigt die Brechener seit langen. Im Frühjahr hatte Bürgermeister Frank Groos (parteilos) deshalb zu einem Workshop eingeladen. Die Bürger sollten mitreden. Geleitet wurde der Workshop von einem Darmstädter Planungsbüro für Stadt- und Verkehrsplanung. Karin Weber stellte nun die Schlussfolgerungen vor.

Die Ergebnisse: Während sich die Autofahrer in der einen Straße um die freien Flächen drängeln, stehen schon eine Straße weiter Parkplätze frei. Der Gut sichtbare und vor allem haltbare Markierungen, aussagekräftige Parkschilder und eventuell neue Anwohner-Parkregelungen in einigen Bereichen waren Vorschläge der Planerin an die Gemeinde, die der Verwaltungschef nun „peu à peu“ umsetzen will.

Im Fokus standen die beiden Ortsteile Niederbrechen und Oberbrechen, wo es die gravierendsten Probleme gibt.

Die gezeigten Pläne und Erhebungen zeigten eindrucksvoll, dass es in beiden Gemeinden durchaus zu sogenannten „Überparkungen“ kommt, dem gegenüber stehen aber auch genügend freie Kapazitäten. Zu voll in Niederbrechen sind zum Beispiel die Rathausstraße, der westliche Abschnitt der Limburger Straße, Villmarer Straße und der westliche Abschnitt zur Bahnhofstraße.

An den Rändern ist Platz

Freie Kapazitäten gibt es hingegen an der Parkanlage am Festplatz und am Bahnhof sowie im östlichen Abschnitt der Limburger Straße. Überparkte Straßen in Oberbrechen sind beispielsweise Kirchstraße, Joseph-Neuhäuser-Straße und Heideberg. Allerdings sind die Parkplätze und Parkmöglichkeiten in Oberbrechen insgesamt nur bis zu 60 Prozent ausgelastet. Friedhofstraße, Osterstraße, Sonnenstraße oder der Bahnhofs-Parkplatz bieten unter anderem freie Kapazitäten. Allgemein zur Parkraumauslastung stellte die Erhebung fest, dass alle Parkplatzanlagen an den Rändern der Ortskerne nicht ausgelastet sind. Auch die Kurzzeitparkplätze sind unterdurchschnittlich ausgelastet.

Zudem stellte sich heraus, dass viele Kunden- und Besucherplätze – beispielsweise bei Gaststätten, Geschäften oder Banken – zu bestimmten Zeiten fast leer stehen.

Hier schlug die Planerin vor, mit den Eigentümern dieser Flächen Vereinbarungen zu treffen, die die Nutzung für die Öffentlichkeit zeitweise ermöglichen.

Weiter stand bei den Untersuchungen das Parkverhalten im Blickpunkt. Anhand von Fotos wurde deutlich, dass, so Bürgermeister Gross, „jeder sich auch ein Stück an der eigenen Nase fassen muss“, wenn es um Sicherheit und Parkplatzausnutzung geht. So werden Parkmarkierungen von manchen Autofahrern sehr großzügig interpretiert, in verkehrsberuhigten Bereichen werden nicht nur die ausgewiesenen Parkplätze genutzt sondern fast jeder freie Raum, zudem wird auf Gehwegen geparkt, selbst wenn auf der Fahrbahn ausreichend Platz ist. Auffallend ist außerdem, dass auf den Parkplätzen auf den Bahnhöfen die – allerdings auch sehr schlecht erkennbaren! – Markierungen missachtet werden. Allein dadurch gehen mindestens 30 Parkplätze in Niederbrechen verloren, rechnete Karin Weber den Zuhörern vor.

Regelmäßige Kontrollen

Bei der anschließenden Diskussion kam die Frage nach regelmäßigen Kontrollen gegen Verkehrsverstöße auf. Bürgermeister Groos versicherte, dass regelmäßig kontrolliert und Verstöße geahndet werden. Gemeinsam mit Bad Camberg und Selters bildet Brechen einen „Ordnungsbezirk“. Drei hauptamtliche Bedienstete achten auf den Verkehr – auch an dem derzeitigen „Hotspot“ der Niederbrechener, nämlich der Eisdiele an der Limburger Straße.

Gerade hier erdulden die Anwohner einiges an Rücksichtslosigkeit und teils unverschämtem Park-Verhalten. Der Zwiespalt zwischen Ortskernbelebung einerseits und höherem Verkehrsaufkommen andererseits wird hier mehr als deutlich. Wobei es in der Tat nicht an mangelnden Parkplätzen liegt, schon eine Seitenstraße weiter wäre Platz. Und so ein kleiner Spaziergang vor und vor allem nach einem grandiosen Eisbecher hat doch auch was für sich.

Eine Workshop-Teilnehmerin schlug gar „Verkehrserziehung für Erwachsene“ vor.

Parken auf dem Gehweg

Wann darf man auf einem Gehweg parken und: Wann ist ein Gehweg überhaupt ein Gehweg? Auch dieses Thema kam bei der Präsentation zur Sprache.

Laut Gesetz ist Gehweg-Parken generell erst einmal generell nicht erlaubt (StVo§12). Allerdings: Bei Parkplatznot können Städte und Gemeinden entsprechende Ausnahmen durch Beschilderung und Markierungen erlauben.

Die Stadtplanerin Karin Weber empfahl allerdings der Gemeinde, auf jeden Fall eine Breite von 1,30 Meter für die Fußgänger einzuhalten.

Schmale Straßen in Neubaugebieten haben oft keinen Gehweg, sie sind stattdessen mit einer seitlichen oder mittigen Rinne ausgestattet. Hier spricht man von Mischflächen.

Zahlen:

Auslastung der Parklätze und Parkmöglichkeiten:

Niederbrechen (insgesamt): Nachts: 63 Prozent, Vormittags 71 Prozent, Nachmittags 73 Prozent. Das höchste Parkaufkommen weist die Limburger Straße mit 86 Prozent (Nachmittags) auf, das niedrigste die Villmarer/Amtmann-Finger-Straße mit 43 Prozent (Nachts).

Oberbrechen (insgesamt): Nachts: 60 Prozent, Vormittags 58 Prozent, Nachmittags 60 Prozent. gbr