Immer im Dienst der Gemeinde

Gerhard Stillger tritt im Oktober die Nachfolge von Helmut Kremer als Hauptamtsleiter an

Hauptamtsleiter Helmut Kremer (links) übergibt bald die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Gerhard Stillger.Foto:Petra Hackert

Nassauische Neue Presse vom 17.08.2019 von Petra Hackert

Nachts schnell noch einen Pass verlängern? Früher kein Problem. Helmut Kremer hat das gemacht. Nach 40 Jahren in der Brechener Gemeindeverwaltung geht der Hauptamtsleiter in den Ruhestand. Sein Nachfolger Gerhard Stillger freut sich auf die neuen Aufgaben.

Der Mann geht gerade mit seiner Frau spazieren, als ihnen eine Gruppe junger Leute begegnet, die einen recht großen Hund führen. Sie sind auf dem Weg zum Rathaus, und eigentlich ist schon Feierabend. Eigentlich, denn dass der Mann dort arbeitet, wissen die Brechener. Den Hund haben sie gefunden, wollten ihn gerade abgeben. So landet er bei Helmut Kremer. Der nimmt das Tier kurzerhand mit nach Hause. Es wird dort übernachten. "Wir haben ja selbst auch Hunde und Platz", sagt er rückblickend. Das Ganze ist einige Zeit her, zeigt aber auch: Bei der Gemeinde Brechen sind manche (fast) immer im Dienst. Besonders dann, wenn sie aus dem Ort kommen, in dem sie arbeiten.

Er mag seinen Beruf

Der Niederbrechener ist immer gerne zur Arbeit gegangen. Er mag seinen Job, und man kann es sich im Moment noch gar nicht vorstellen, dass er zum Oktober ausscheidet - nach 42 Jahren im öffentlichen Dienst, davon 40 im Brechener Rathaus. Der 63-Jährige geht offiziell zum 1. Oktober. Aber es gibt schon ein stilles Abkommen: Bis Ende des Jahres wird er einmal die Woche vorbeischauen. Zurzeit arbeitet er noch etwas enger als gewohnt mit Gerhard Stillger zusammen, vor ein paar Jahren sein Nachfolger als Ordnungs- und Sozialamtsleiter. Der 54-Jährige wird ihm auch als Hauptamtsleiter folgen. Stillgers Leitungsfunktion, zu der auch die Betreuung des Bürgerbüros gehört, wird Jessica Hastrich übernehmen.

Die beiden Niederbrechener Amtsleiter kennen sich gut. Beide sind auch Standesbeamte. Davon gibt es vier in der Gemeinde. "Und ich habe Gerhard Stillger getraut", verrät Helmut Kremer mit einem Schmunzeln. "Wir hatten uns nicht abgesprochen, aber wir hatten an dem Tag fast den gleichen Anzug an", erzählt Stillger. So etwas bleibt in Erinnerung.

Es gibt noch viele weitere Ereignisse in der langen Dienstzeit, auf die beide gerne zurückblicken. Helmut Kremer hatte ursprünglich eine Lehre zum Industriekaufmann in der Limburger Blechwarenfabrik abgeschlossen, war zwei Jahre bei der Bundeswehr. 1979 wurde bei der Gemeinde Brechen eine Stelle frei, und so wechselte er ins damalige Sozial- und Ordnungsamt, dessen Leitung er 1981 übernahm. Vier Bürgermeister hat er in seiner Dienstzeit erlebt: Josef Kramm, Bernhard Königstein, Werner Schlenz und jetzt Frank Groos. Die Gemeindepolitik sei immer sehr sachorientiert gewesen, sagt Kremer, der auch Schriftführer in der Gemeindevertretung ist. Das nun auch schon seit 38 Jahren. Der einzige Parlamentarier, der noch so lange dabei ist, ist Gerd Roos, der FWG-Fraktionsvorsitzende.

Viel mehr Mitarbeiter

Eine politische Entscheidung, die Einfluss auf die Personalpolitik der Gemeinde hatte, fiel vor sieben Jahren: Da die katholische Kirche sich finanziell immer stärker aus den Kindertagesstätten zurückgezogen hatte, beschloss das Parlament, die Kitas in städtische Regie zu überführen. Damit kamen auf einen Schlag über 30 neue Mitarbeiter hinzu. Von 40 bis 50 wuchs die Verwaltung auf knapp 80. "Früher reichte ein Bus, wenn wir einen Betriebsausflug gemacht haben. Das hat sich geändert", beschreibt Kremer recht bildhaft.

Gibt es noch mehr Besonderheiten zu erzählen? Eigentlich schon: Er erinnert sich an die Familie, die in den Urlaub fliegen wollte und erst bei der Abreise merkte, dass ein Reisepass fehlte. Den stellte er an einem Wochenende um 22.30 Uhr schnell noch aus und rettete den Urlaub. Heute wäre das aus technischen Gründen gar nicht mehr möglich. Ein andermal konnte er helfen, weil er wusste, wo der Reisepass lag. "Ich kann ihn einfach nicht finden", meinte ein Brechener, der sich in seiner Verzweiflung ans Rathaus wandte. "Er hatte vergessen ihn abzuholen", wusste Helmut Kremer, der sich an das Dokument erinnern und es gleich herausgeben konnte. Noch ein Urlaub gerettet. Ach ja: Der Hund, den er mit nach Hause genommen hatte. Am nächsten Tag konnte er den Besitzer ausfindig machen. Also noch ein gutes Ende. Demnächst bleibt Helmut Kremer mehr Zeit für seine Frau Ingrid, die Kinder und Enkelkinder. Gerhard Stillger, der als Hauptamtsleiter in seine Fußstapfen tritt, arbeitet mit an einer reibungslosen Übergabe. Eines kennt er schon: Die Bedürfnisse der Brechener, die es auch nach Dienstschluss gibt. Schließlich ist er selbst einer und als Vorsitzender der "Concordia" vielfältig aktiv. Seine Frau Bärbel leitet in Bad Camberg das Stadtbauamt, die beiden Töchter sind auf einem guten Weg. So kann er sich dienstlich auf die Bedürfnisse seiner Mitbürger konzentrieren und in einer Behörde arbeiten, von der er auch sagt, dass er gerne dort ist.