Parkplätze sind in Niederbrechen zeitweise Mangelware

In der Marktstraße wird eifrig geparkt. Kein Wunder: Das Rathaus ist ganz in der Nähe. Tim Schneider und Bürgermeister Frank Groos (von rechts) sehen sich die Bestandsaufnahme der Bachelorarbeit an Ort und Stelle an.

Der Verkehr ist in Brechen ein Problem, nicht nur an der B 8, für die eine Umgehung gefordert wird. Tim Schneider ist der Situation im Niederbrechener Ortskern im Rahmen seiner Bachelorarbeit nachgegangen. Im Februar sind die Bürger gefragt.

Nassauische Neue Presse vom 18.01.2018 von Petra Hackert.

Niederbrechen. Schon zweimal durch die Nikolausstraße gefahren, und noch immer kein freier Parkplatz in Sicht. An der Marktstraße sieht es ähnlich aus. Das Gefühl: Viel zu wenig Parkplätze in Brechen. Stimmt das? „Manchmal schon“, sagt Bürgermeister Frank Groos. Manchmal aber auch nicht, hat Tim Schneider festgestellt. Der 23-jährige Bauingenieursstudent an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden hat sich die Situation in seinem Heimatort Niederbrechen ganz genau angeschaut. Eine Woche lang hat er sich zu Fuß auf den Weg gemacht.

Vom 26. bis 30. November war Tim Schneider unterwegs. „Ich musste das Untersuchungsgebiet eingrenzen“, erzählt er. „Die Probleme treten verstärkt im Unterdorf auf“, beschreibt Frank Groos die Beschwerden mit Blick auf den Dorfkern. Der umfasst das Gebiet zwischen Rathausstraße und Villmarer Straße sowie zwischen Limburger und Obertorstraße. Das kommt nicht von ungefähr: Genau in diesem Bereich sind die meisten Einzelhandelsgeschäfte angesiedelt. „Hier sorgen die Limburger Straße (B 8) und die Bahnhofstraße als einzige Zufahrt zum viel genutzten Bahnhof für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen“, erklärt Tim Schneider. Die Gemeinde hat bereits vor 14 Jahren eine Stellplatzsatzung erlassen. Trotzdem: „Die Problematik, dass im Straßenraum abgestellte Pkw den fließenden Verkehr und den Fußgängerverkehr behindern, ist in Brechen allgegenwärtig“, so Schneider.

Allerdings hatte er nicht an allen Orten und zu allen Zeiten den gleichen Eindruck, den die häufigen Beschwerden vermitteln. Er ist systematisch vorgegangen, hat nicht nur geparkte Autos gezählt, sondern auch alle Abstellmöglichkeiten erfasst. Da es je nach Tages- und Uhrzeit starke Schwankungen gibt, reichte eine einzelne Zählung oft nicht aus. Außerdem nahm er die Kennzeichen auf, um zu ermitteln, wie lange ein Fahrzeug an der gleichen Stelle parkt. Er unterschied so Kurzzeitparker (bis drei Stunden), Mittelzeitparker (drei bis sechs Stunden), Langzeitparker (sechs bis zehn Stunden) und Dauerparker (über zehn Stunden). Schneider hat auch Anwohner einbezogen, um zu sehen, ob es private Parkplätze gibt und wie sie genutzt werden – allerdings ist dies nicht überall einsehbar. Eine komplette Befragung hätte den Rahmen seiner Bachelorarbeit gesprengt.

Beim Zählen der Stellplätze am Straßenrand ergab sich ein anderes Problem: Nicht immer sind sie markiert. Das heißt, man muss abmessen, an welchen Stellen theoretisch ein Fahrzeug geparkt werden kann. Aufgefallen ist Schneider, dass Anwohner, statt ihre private Grundstücke zu nutzen, ihre Autos bevorzugt über Nacht auf der Straße parken. Gerade bei den beengten Straßen im Dorfkern sei dies für die Fußgänger oft problematisch. Gezählt hat er um 9, 12, 15 und 20 Uhr.

Seine Ergebnisse: Eine erhöhte Anzahl von Langzeitparkern im Unterdorf, von Kurzzeitparkern im Dorfkern sowie eine geringe Auslastung der privaten Stellplätze.

Brandgasse nutzen

Eine Lösungsmöglichkeit für das Unterdorf könnte sein, den Festplatz stärker zu nutzen – hier hat die Gemeinde schon reagiert. Das Parken ist dort nun ein halbes Jahr lang kostenfrei. Den Dorfkern entlasten könnte laut Tim Schneider, wenn zum Beispiel die nur einseitig bebaute Brandgasse einbezogen würde. Möglicherweise könnte die unbebaute Seite mit einem Parkstreifen versehen werden, rät er. Um weiterhin eine komplikationslose Durchfahrt zu gewähren, könnte er sich die Brandgasse als Einbahnstraße vorstellen. Theoretisch könnten so die Kurzzeitparker aus Rathaus-, Obertor- und Neuer Straße ihre Fahrzeuge dort abstellen und den Dorfkern entlasten. Außerdem schlägt er eine Parkscheibenregelung vor, mit der die Dauer kontrolliert werden kann.

Was das verstärkte nächtliche Parken anbelangt, so ist dies wohl die mit Abstand herausforderndste Problematik, die nicht zu lösen sei. Tim Schneider schlägt vor, das Gespräch mit den Anwohnern zu suchen, über die Risiken zu informieren und aufzuklären, welche Gefahren das Parken im öffentlichen Straßenraum mit sich bringt.