Wirbel um Bernd Steioff - zur Goetheschule schon am 10. Dezember

Seit Sommer sorgen drei ausgeschriebene Schulleiterstellen im Landkreis für viel Gesprächsstoff und teilweise Unmut – hinter den Kulissen. Monatelang stockten die Verfahren, nun kommt Bewegung in die Sache – öffentlich.

Nassauische Neue Presse vom 30.11.2018 von Joachim Heidersdorf

Es war schon lange kein Geheimnis mehr, wer neuer Leiter der Mittelpunktschule Goldener Grund in Niederselters sowie der Goethe- und der Theodor-Heuss-Schule in Limburg werden möchte. Doch die Besetzung scheiterte am für Außenstehende komplizierten Bewerbungsverfahren, weil ein Kandidat an allen drei beteiligt war. Manche Beteiligte und Betroffene wurden unruhig. „Es passiert nichts“, klagte noch am Mittwoch etwa die Personalratsvorsitzende der Goetheschule, Margit Schaaf, gegenüber dieser Zeitung. Doch gestern überschlugen sich plötzlich die Ereignisse.

Am Morgen warnten Personalrat und Elternbeirat der Goetheschule schriftlich vor der von ihrer Seite befürchteten Berufung von Bernd Steioff zum neuen Rektor.

Am Mittag bestätigte das Staatliche Schulamt in Weilburg auf Anfrage dieser Zeitung, dass der langjährige Leiter der Schule im Emsbachtal bereits in zehn Tagen dort seinen Dienst antreten wird. „Herr Steioff wird auf eigenen Wunsch zum 10. Dezember an die Goetheschule versetzt“, sagte Behördensprecher Dirk Fredl.

Nachdem diese Nachricht der zweiten Bewerberin, der Konrektorin und derzeitigen kommissarischen Schulleiterin Melanie Jansing, mitgeteilt worden war und sich schnell herumgesprochen hatte, war an der Goetheschule laut Margit Schaaf „die Hölle los“. Nach ihren Angaben soll am Montag über Protestaktionen beraten werden.

Wenn es nach Bernd Steioff geht, muss es dazu nicht kommen. Er dementierte am Nachmittag die Aussage des Schulamtes, wonach der Wechsel perfekt ist. „Ich will nach wie vor Leiter der Schulen im Emsbachtal und im Goldenen Grund werden, die zusammengelegt werden sollten“, sagte uns der 61-Jährige. Nur für den Fall, dass der Kreis sich weiter gegen eine Vereinigung wehre, bestehe sein Interesse am Chefposten in der Goetheschule fort. „Ich warte die Sitzung des Schulausschusses am Montag ab, in der über dieses Thema beraten wird“, erläuterte Steioff. „Danach sehen wir weiter.“

Bei den Bewerbungen gehe es ihm nicht ums Geld, sondern um die reizvolle Aufgaben. „Ich bin fest davon überzeugt, dass ich an allen drei Schulen viel bewegen könnte“, sagte Steioff.

Er war vom Schulamt im Sommer als neuer Rektor der Mittelpunktschule Goldener Grund ausgewählt worden, lehnte die Berufung jedoch ab, weil diese Schule seiner Meinung nach in ihrer jetzigen Form wegen der fehlenden Hauptschüler gar nicht existieren dürfe und deshalb mit der Schule im Emsbachtal zusammengelegt werden müsse.

Eltern und Lehrer gegen Steioff

In der Goetheschule möchten neben dem Kollegium dem Vernehmen auch die meisten Eltern und Schüler, dass Melanie Jansing offiziell befördert wird. „Sie ist sehr kompetent und beliebt und hat mit Anfang 40 noch gute Perspektiven für die mittelfristige Entwicklung der Schule“, erläuterte Margit Schaaf. „Es wäre jammerschade, wenn sie ausgebremst werden würde.“

Der Personalrat und der Elternbeirat kritisieren das Staatliche Schulamt auch aus einem weiteren Grund. Obwohl die personelle Situation dort seit März bekannt gewesen sei, seien die vakanten Stellen des Rektors und des zweiten Konrektors nicht zeitnah besetzt worden, so dass Melanie Jansing nun die Arbeit von drei Funktionsstellen erledigen müsse. „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Anke Viehmann.

Sie betont, dass die Elternvertreter Steioff nicht als Schulleiter haben wollen. „Das gilt auch für die Mehrheit der Lehrer“, so die Personalrätin. Laut Margit Schaaf und Anke Viehmann habe Steioff „durch sein Verhalten jegliche Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zerstört“. Beide vermuten, dass er durch seine gleichzeitigen Bewerbungen an mehreren Schulen das Schulamt unter Druck setzten will. „Wie lässt sich sein pädagogischer Anspruch mit dem bewussten Blockieren von Schulleiterstellen vereinbaren? Geht es ihm nicht um gestaltende Schulentwicklung zum Wohl der Kinder“, fragen sie. Dieses „Bewerbungs-Theater“ müsse ein Ende haben.

Um diese vier Schulen geht es

Die von Bernd Steioff geleitete Schule im Emsbachtal in Niederbrechen ist vielfach ausgezeichnet worden. In diesem Jahr landete sie im Wettbewerb um den Deutschen Schulpreis unter den ersten 50. Die Jury lobte vor allem das Ganztagskonzept sowie das umfangreiche Angebot zur Berufsorientierung der verbundenen Grund-, Haupt- und Realschule mit derzeit 490 Schülern und rund 50 Lehrern.

Verbundene Grund-, Haupt- und Realschulen sind auch die Mittelpunktschule Goldener Grund in Niederselters (520 Schüler, 38 Lehrer) und die Theodor-Heuss-Schule in Limburg. Die Limburger Goetheschule ist eine Haupt- und Realschule (360 Schüler, 43 Lehrer).

Der Leiter in Niederselters, Heiko Last, ist ins Wiesbadener Schulamt gewechselt, seine beiden Limburger Kollegen Klaus Müller (Goetheschule) und Sigrid Molkenthin zum Ende des Schuljahrs im Sommer in den Ruhestand verabschiedet worden. Kommissarische Schulleiter sind seitdem die bisherigen Stellvertreter Melanie Jansing (Goethe) und Andreas Lang (Selters) sowie Attilo Forte.

Kommentar: Steioff schadet vielen

Bernd Steioff fordert als Schulleiter und Kreistagsabgeordneter vehement Transparenz, Offenheit und konstruktive Kritik – bei allen passenden und manchmal auch unpassenden Gelegenheiten. Nur nicht, wenn es um ihn selbst geht. Dann wehrt er sich energisch. Wenn wir in einer Sache recherchieren, die ihm nicht passt, beschwert er sich sofort an höchster Stelle und droht mit rechtlichen Schritten.

Nachdem wir im Sommer wussten, dass der in Brechen erfolgreiche Schulleiter sich an drei anderen Schulen als Chef beworben hat, haben wir mit Rücksicht auf die Privatsphäre zunächst abgewartet. Für die Betroffenen ist es ja nicht schön, dass dies in der Öffentlichkeit bekannt wird. Bei Amtsträgern gelten jedoch andere Regeln als in der Wirtschaft. Auch bei einem Bürgermeister, zum Beispiel, müssten wir berichten, wenn er sich in drei Nachbarkommunen bewerben würde. Durch Steioffs Taktirerei sind drei Verfahren monatelang blockiert worden – zum Leidwesen zahlreicher Lehrer und möglicherweise auch Hunderter Schüler.

Bei Bernd Steioff wirkt das Vorgehen pikant, weil Beobachter den Eindruck haben, dass er sich für den besten Schulleiter und „seine“ Schule für die beste überhaupt hält. Warum will er dann wechseln? Nur wegen einer höheren Gehaltsstufe? An der Goetheschule ist es sogar die gleiche. Aufgrund der Besoldung muss er in den Verfahren anderen Bewerbern vorgezogen werden. Das nutzt der 61-Jährige aus. Den Zuschlag für die Leitung der Mittelpunktschule Goldener Grund hat er zurückgewiesen. Die hätte er nur bei einer Zusammenlegung mit „seiner“ Schule im Emsbachtal übernehmen wollen. Diese Stelle war allerdings gar nicht ausgeschrieben. Absurd!

Bernd Steioff hat mit seinem „Bewerbungs-Theater“ drei Schulen geschadet – und sich selbst