Das Projekt wurde von der Jugendarbeit der Gemeinde Brechen angestossen, von der Lehrkraft Herr Tobias Biedert weiterentwickelt und die Gedenkfeier mit den Jugendarbeiter:innen im Goldenen Grund konzipiert und durchgeführt.

 

Den Sampler können Sie / kannst du bei der Jugendarbeiterin Frau Madlen Wagner erhalten sowie bei den weiteren KiJuGo Jugendarbeiter:innen der Stadt Bad Camberg, Gemeinde Selters/Taunus und der Gemeinde Hünfelden, madlen.wagner@brechen.de oder telefonisch unter 0176/63167737.

 

Die Gedanken von Sophie Scholl leben immer weiter - Gedenkfeier zu Ehren der Widerstandskämpferin

Publiziert am 10. Mai 2021 von Nassauische Neue Presse

Sie setzte sich gegen den Nationalsozialismus ein und bezahlte dafür mit dem Leben. Am gestrigen Sonntag jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag von Sophie Scholl. Aus diesem Grund fand eine gemeinsame Gedenkfeier der Stadt Bad Camberg und der Gemeinden Brechen, Hünfelden sowie Selters zu Ehren der im Jahr 1943 hingerichteten Widerstandskämpferin statt. Im Kurpark von Bad Camberg regten Livemusik, eine Theatervorführung und Ansprachen zum Nachdenken an. Wegen der Corona-Krise durften nur wenige Gäste an Ort und Stelle an der Veranstaltung teilnehmen. Die Gedenkfeier wurde live im Internet übertragen, so dass sie von allen interessierten Bürgern mitverfolgt werden konnte. www.youtube.com/watch

„Sophie Scholl steht für Zivilcourage und Mitmenschlichkeit“, sagte Landrat Michael Körberle. Die Gesellschaft benötige Menschen, die den Mut haben, Extremisten die Stirn zu bieten. Gerade in unsicheren Zeiten sei es wichtig, solchen bemerkenswerten Leuten wie Sophie Scholl zu gedenken. Jens-Peter Vogel, Bürgermeister der Stadt Bad Camberg, ergänzte: „Wir brauchen mehr mutige Menschen aus allen Altersgruppen, um das gesellschaftliche Miteinander zu verbessern. Seine Hünfeldener Amtskollegin Silvia Scheu-Menzer betonte, dass sie sehr berührt von den kreativen Beiträgen des Sophie-Scholl-Projektes sei. „Es sind Zeichen für Vielfalt, Demokratie und Toleranz“, sagte sie.

Eines dieser Beiträge ist ein Musikalbum, das die Taten der Widerstandskämpferin würdigen und zum Nachdenken anregen soll. Jörg Sauer, Erster Beigeordneter des Landkreiseis Limburg-Weilburg, veröffentlichte die CD im Bad Camberger Kurpark. „Die Gedanken von Sophie Scholl leben immer weiter“, sagte er. Rassismus habe auf unserem Planeten keinen Platz. Ende des Jahres 2020 hatten Tobias Biedert, Lehrer und Sozialpädagoge an der Schule im Emsbachtal in Niederbrechen, Madlen Wagner, Jugend- und Schulsozialarbeiterin der Gemeinde Brechen, sowie Oliver Hartmann, Jugend- und Schulsozialarbeiter der Gemeinde Hünfelden, die Idee, mit heimischen Bands, Chören, Musikern und Schülern den „100-Jahre-Sophie-Scholl-Sampler“ zu erstellen.

Auf dem Album sind 19 Lieder von den Gruppen „Plastic Mars“, „4Zimmer Küche Bad“, „Probably Now“, „Ernst Zwo &Yvonne Mwale“, „Raketenklee“, „Boiler“, „Out of Plan“, „VMZT“, „Kopfhörer“, „Bunte Rapublik Deutschland“, „Patrick Jentzsch“, „Bronson A.D.“, „M.I.N.D.“ „Tscheggo“, „Indicade“, „The Vacuous Heart“, „Klersy&Dengg“, sowie „Martin Höhler“ zu hören.

Außerdem wurde für den Sampler das Kinderlied „Wir sind alle anders“ in einem Niederselterser Tonstudio aufgenommen. In dem Stück, das von acht Mädchen und Jungen der Schule im Emsbachtal sowie von Tobias Biedert gesungen wird, geht es um die Individualität der Menschen. „Wir sind alle anders, wir können trotzdem Freunde sein“, heißt es in dem Lied. Während der Gedenkfeier wurde das dazugehörige Musikvideo präsentiert.

Stellvertretend für alle Beiträge, die auf dem Album zu hören sind, traten drei Gruppen live im Kurpark auf. Im Lied „Wohlstand“ von „Plastic Mars“ geht es um Ausbeutung und das Hinterfragen von wichtigen Themen. „Probably Now“ sang in ihrem Stück namens „Fire“ über Ängste und wie sie geschürt werden. Darüber hinaus präsentierten „Ernst Zwo & Yvonne Mwale“ den Rap-Song „Hakuna Matata“.

Während der Gedenkfeier wurden auch immer wieder kleine Beiträge von Schülerinnen und Schülern abgespielt. Darin erklärten die Heranwachsenden Begriffe wie Demokratie, Zivilcourage und Toleranz. „Zivilcourage bedeutet, dass Menschen sich für andere einsetzen“, berichteten die Kinder. Ein echter Höhepunkt der kurzweiligen Veranstaltung wr die Performance von dem Gießener Duo „Scid&Harti“. Innerhalb weniger Minuten entwarfen sie auf der Kurpark-Bühne ein graffiti-Kunstwerk, auf dem viele weiße Rosen zu sehen waren. Währenddessen lief das Lied „Meer aus weißen Rosen“, das Tobias Biedert extra für den Sophie-Scholl-Sampler komponiert hatte.

Pia Stöckl, Leiterin des Jugendbildungswerkes Limburg-Weilburg, betonte während ihrer Ansprache, dass das Gedenken an die Widerstandskämpferin folgenlos bleibe, wenn man es nicht erfahrbar mache. „Sophie Scholl steht für Menschen, die ihre Stimme erhoben haben und erheben werden“, so Stöckl. Darauffolgend betrat Cara Basquitt von dem Sophie-Scholl-Theaterprojekt des Jugendbildungswerks die Bühne im Kurpark. Sie schlüpfte in die Rolle der Widerstandskämpferin und berichtet von ihrem Leben. Zunächst sei Scholl in der Hitler-Jugend gewesen. Sie habe sich davon dann schnell distanziert und 1942 ihr Studium in München begonnen. Durch ihren Bruder Hans sei sie mit der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ in Kontakt gekommen. Basquitt berichtete, wie die Gemeinschaft Flugblätter gegen den Nationalsozialismus druckte und in großen Städten verteilte. Zum Ende ihrer Aufführung warf Basquitt selbst Flugblätter von der Bühne, genau wie es Scholl 1943 in der Münchener Universität tat, bevor sie von den Nationalsozialisten verhaftet und hingerichtet wurde.